Gift

 

Pfeilgiftfrösche. Dieser Begriff lässt sehr viele Menschen erschrecken. Wie kann man nur so giftige Tiere zu Hause halten? Ganz einfach, sie sind ja nicht mehr giftig. Insgesamt gibt es ja über 250 verschiedene Arten von Pfeilgiftfröschen. Aber von diesen 250 Arten gibt es nur drei Arten, die in der Natur wirklich tödlich giftig sind:

1. Phyllobates terriblis

2. Phyllobates bicolor

3. Phyllobates aurotaenia

Alle anderen Arten sind nicht so sehr giftig. Diese drei Arten scheiden nämlich in Stresssituationen das hochtoxische Batrachotoxin über die Haut aus. Dieses Gift verwenden Indianer bei der Jagd. Sie fangen dazu die Frösche und spießen sie durch den Mund und Körper auf. Das Hautsekret, das die Frösche dann abgeben geben sie auf die Pfeilspitzen ihrer Pfeile mit denen sie dann jagen.

Nur dieses Batrachotoxin ist hochtoxisch und tödlich giftig. Weitere Hautgifte der Dendrobatiden sind:

Pumiliotoxin         (z.B.: Oophaga pumilio, Dendrobates auratus, Dendrobates leucomelas)

Histrionicotoxin    (z.B.: Oophaga histrionicus)

Epipatidin             (z.B.: Epipedobates-Arten)

Gephrytoxin          (z.B.: Oophaga histrionicus)

Doch diese vier Hautgifte sind nicht so giftig wie Batrachotoxin, wobei Pumiliotoxine doch auch eine hochtoxische Wirkung aufweisen (vgl. Lötters, et. al., 2008).

Wie die Frösche zu ihrem Gift kommen ist bis heute noch nicht 100%ig geklärt. Allerdings ist eines sicher: Die Frösche produzieren das Gift nur durch die Nahrung. Dendrobaten fressen in der Natur Kleinstlebewesen aus dem Boden wie zum Beispiel Milben, Ameisen und Termiten. Als Hauptlieferant werden Ameisen gesehen, die das Gift entweder selber produzieren, oder Bakterien symbiotisch in ihrem Bauch leben haben, die dieses Gift produzieren oder Pflanzen fressen, die genau diese Gift produzieren.  Durch die Nahrungsaufnahme dieser Tiere werden diese giftig und in der Folge dann auch die Frösche (vgl. Lötters, et. al., 2008). In der Terrarienhaltung füttert man den Fröschen natürlich keine giftigen Tiere (sie sind ja auch noch nicht gefunden worden) und daher SIND ALLE NACHZUCHTEN UNGIFTIG.

Batrachotoxin ist ein Nervengift. Doch wie wirkt es? Das Gift greift unseren Körper an den Natriumkanälchen in den Nerven an. Unsere Nerven sind im Ruhezustand (Ruhepotenzial) negativ geladen. Außerhalb der Nervenmembran sind mehr positive Natrium und Kaliumionen als negative Chloridionen, weil dieses durch Kanälchen durch die Membran diffundieren können. Es gibt mehrer Kaliumkanälchen als Natriumkanälchen, weil die Kaliumionen ursprünglich innerhalb der Zelle und die Natriumkanälchen ursprünglich außerhalb der Zelle sind. Diese wechseln aber teilweise ihre Postion durch diese Kanälchen. Außerdem gibt es noch innerhalb der Nervenzelle negative Anionen und außerhalb gibt es negative Chloridionen. Diese können nicht durch die Nervenbmebran diffundieren, es gibt auch keine Kanälchen für sie. Wenn ein Nervenimpuls zu den Synapsen (Verbindungsstelle Nervenzelle-Muskel, motorische Endplatte) kommt, dann öffnen sich blitzartig viele, große Natriumkanälchen, was dazu führt, dass das Innere der Nervenzelle nun positiv geladen ist. Dadurch können wir zum Beispiel einen Finger heben. Im Normalfall schließen sich die Natriumkanälchen dann aber gleich wieder und das Ruhepotenzial wird wieder hergestellt. Allerdings kommt jetzt das Batrachotoxin ins Spiel. Dieses Gift setzt sich jetzt nämlich zwischen diese Natriumkanäle und führt dazu, dass sie sich nicht mehr schließen können. Das heißt, dass der Nerv nun ständig erregt bleibt, was natürlich auch den Herzmuskel betreffen kann und dadurch dann das Herz ja nicht mehr schlagen kann und man stirbt dadurch (vgl. Henkel, Schmidt, 2008).

Doch dass es überhaupt zu einem Eingriff von Batrachotoxin in diesen hochkomplexen Vorgang kommt, muss das Gift unter die Haut gelangen. Also wenn das Gift nur auf der Haut ist, wird man dadurch nicht sterben.

Pumiliotoxin, Gephyrotxin und Histrionicotoxin sind im Vergleich zu Batrachotoxin fast gar nicht giftig und man wird dadurch höchstwahrscheinlich nicht sterben!

Durch das Gift von zum Beispiel Dendrobates tinctorius kann man leichte Vergiftungserscheinungen wie Schwindel, Kopfschmerzen oder Übelkeit bekommen, was allerdings im Normalfall nicht tödlich wird (vgl. Wagner, 2008).

Außerdem hat Epipaditin sogar eine positive Wirkung. Es wirkt nämlich schmerzstillend. Es wirkt um einiges besser als Opiate und könnte daher sogar in der Medizin einmal eine wichtige Rolle spielen (vgl. Henkel, Schmidt, 2008).

 

David Hubner 2014, editiert 2017

 

Literatur:

Henkel, F. W. & Schmidt, W. (2008) PraxisRatgeber Pfeilgifrösche (2. korr. Aufl.). Frankfurt am Main: Edition Chimaira

Lötters, S., et. al (2007) Pfeilgiftfrösche. Biologie, Haltung, Arten. Frankfurt am Main: Edition Chimaira

Wagner, D. (2008) Der Färberfrosch. Dendrobates tinctorius. Münster: Natur und Tier-Verlag